Dienstag, 5. Januar 2016

#Begegnungen - Vorsatz für 2016

"Ich spreche, um mich zu verständigen; ich möchte, wenn ich spreche, von dem anderen, mit dem ich spreche, verstanden werden." Das ist, laut einem Sprachwissenschaftler mit dem ungeheuren Namen "Ungeheuer" (1974), die Hauptfunktion gesprochener Sprache. In den letzten Tagen habe ich mir viele Gedanken gemacht über das Thema 'Sprechen', aber auch über das 'Gehört-Werden'. Nicht nur, weil ich mich in meiner Masterarbeit damit beschäftige.

Ich habe mich, passend zum Jahreswechsel, u.a. gefragt, warum Menschen gehört werden wollen, warum sie bloggen, warum sie bei Facebook, Twitter und an anderen Stellen der digitalen Welt posten. Warum sie kommentieren, oder es sich eben verkneifen. Warum manche Posts "en vogue" sind, andere gar keine "Likes" erhalten. Warum oftmals die merkwürdigsten Beiträge, die sinnfrei sind, aber von "Promis" verfasst werden, so viele "Likes" haben wie der "Herr der Ringe" Seiten. Warum es manchmal gut ist, nicht alles der Öffentlichkeit preiszugeben, warum es schlecht ist, dass das Internet nie vergisst. Warum man im Internet sein Innerstes nach Außen kehrt und warum man dann als Leser glaubt, diese Person zu kennen, mit ihr fühlt, vielleicht sogar ihre Beiträge retweetet, liked (wie deutscht man dieses Verb überhaupt richtig ein?), sie in eigene Posts einbindet. Warum ein Hashtag eine ganze Community zum Weinen, zur Verzweiflung oder zum Lächeln bringen kann. Warum man all seine Gefühle in ein einziges Doppelkreuz (#) stecken und wie zum Henker das überhaupt funktionieren soll.

Am Ende hatte ich nur eines: Kopfschmerzen. Und ich wusste: Viele Antworten werde ich nicht erhalten. Nur eine: Das Internet kann Fluch und Segen zugleich sein. Ich war also doch ein Stückchen weitergekommen. Immerhin. Aber das ist eine Binsenweisheit, nichts Neues. Was also tun mit dem ganzen wirren Chaos an "Warums" (und einem "Wie")? Anfang Januar will man schließlich nicht gleich mit 100 Fragen ins neue Jahr starten! Antworten müssen her, Inspirationen, Vorsätze, hoffentlich gute Vorsätze.

Dann habe ich - wie aberwitzig! - einen Blogpost von "Cinderella Glücklich" gelesen, in dem sich die Autorin mehr "echte Begegnungen" wünscht. Plötzlich ergab sich eine Verbindung zwischen meinen "Warums" und einem Wunsch für das Jahr 2016. "Cinderella Glücklich" schreibt:

"Ich möchte euch einladen zu einer echten Begegnung. Ich wünsche mir, auch euer Gesicht zu sehen. Auch eure Gedanken zu hören. Verbringt Zeit mit mir und erfahrt so, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben.
Vielleicht werdet ihr feststellen, dass Vieles so verdammt ähnlich ist. Viel unaufgeregter als es in der digitalen Welt scheint. Vielleicht merkt ihr, dass Manches schon anders ist. Aber es macht euch nichts (mehr) aus, weil ihr es ja nun tatsächlich miterlebt und die Angst verschwindet."

Diese Worte finde ich sehr schön.Sie halten mir vor Augen, dass ich die wahren, echten, die "live"-Begegnungen nicht vergessen darf. Verständigungen via Internet können inspirierend sein, aber manchmal auch ganz schön "in die Hose gehen". Wenn ich spreche, möchte ich verstanden werden, aber Gespräche führen oft zu Missverständnissen, insbesondere, wenn uns nur ein Social Network, ein "ich kenne" oder "ich folge" und das Internet verbindet. Ob und wie viele "Likes" ein Beitrag erhält, ist völlig egal. Die Frequentierung eines # ist auch nicht von Relevanz. Die Ausweitung meiner Freundesliste ebenfalls. Was zählt, sind die Begegnungen, die dahinterstecken. Nach Möglichkeit und bitte, bitte echte Begegnungen, reale, face to face-Begegnungen. Händedrück- und/oder Umarm-Begegnungen. Ins Café-gehen-Begegnungen, Gemeinsam-irgendwo-sitzen-und-reden-Begegnungen.

Im letzten Jahr habe ich viel über das Thema Inklusion lernen dürfen, sowohl in der digitalen als auch in der "echten" Welt. Im neuen Jahr soll es noch besser werden. Ich möchte Menschen kennenlernen, die sich damit beschäftigen, die darüber bloggen, die gehört werden (wollen), die mir etwas erzählen möchten. Ich höre dir gerne zu und spreche mit dir darüber.
Also: Wann fangen wir an?

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